Anamnese


Eine gründliche Erstbeurteilung der Anwenderin oder des Anwenders ist entscheidend für die erfolgreiche Anpassung und das Ergebnis der i-Digits-Prothese. Es ist wichtig, sicherzustellen, dass physisches Erscheinungsbild, funktionelle Anforderungen und funktionsfähige Elektrodenpositionen bei der Ausführung der individuellen i-Digits-Prothese berücksichtigt werden.

Auswahl der Anwender:innen
Physisches Erscheinungsbild
Die richtige Auswahl der Anwender:innen ist entscheidend, um mit einer i-Digits-Prothese erfolgreiche Ergebnisse zu erzielen.

i-Digits ist für Personen mit Teilhandverlust geeignet in den Versorgungshöhen:

  • distal zum Handgelenk
  • proximal zu den Fingergrundgelenken
  • 1 oder mehr fehlende Finger
  • ab dem Jugendalter geeignet

Bei der Anamnese ist es wichtig, die folgenden Aspekte zu berücksichtigen:

  • Hautzustand, Heilung, Narbenbildung
  • Bewegungsumfang in verbliebenen Fingern
  • Bewegungsumfang am Handgelenk
  • Form des Stumpfes zur Ermöglichung der Fertigung
  • Mögliche Elektrodenpositionen
Funktionale Anforderungen
Es ist wichtig, die spezifischen funktionalen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Anwender:innen zu beurteilen.

Das Ausmaß der aktuellen Funktionseinschränkung der Anwender:innen sollte im Detail eingeschätzt werden

  • Wie erledigen die Anwender:innen derzeit ihre Alltagsaufgaben
  • Welche Aufgaben möchten sie kurzfristig und langfristig bewältigen können

Die Priorität der Anwender:innen muss der Funktionsgewinn sein, da eine i-Digits-Prothese nicht als kosmetische Lösung angeboten wird.

i-Digits stellen in den meisten Fällen einen Grobgriff wieder her.

Das Assessment sollte bestimmen, welche funktionellen Griffe basierend auf dem individuellen Fallbeispiel und dem Grad der Behinderung durch i-Digits wiederhergestellt werden müssen.

Erwartungen klären
Bei der Erstbeurteilung ist es wichtig, die Anwender:innen aufzuklären und ihre Bedürfnisse und Ziele umfassend zu verstehen.

Anwender:innen sollten:

  • Motiviert sein, eine Prothese verwenden zu wollen
  • realistische Erwartungen haben
  • Funktion vor Ästhetik priorisieren

Anwender:innen sollten über die folgenden Aspekte der Verwendung einer i-Digits-Prothese aufgeklärt werden

  • Das Gewicht der Prothese kann sich zu Beginn schwer anfühlen
  • Sie kann sich zu Beginn eng/ ungewöhnlich anfühlen, da sie passgenau um den Handstumpf angepasst wird
  • Das Erlernen der Verwendung der Prothese erfordert Zeit und Mühe
  • Sensorisches Feedback am Teilhandstumpf wird beim Tragen der Prothese reduziert
  • Sie wird nicht dem Aussehen der gesunden Hand entsprechen
  • i-Digits ist kein Ersatz für eine natürliche Hand, sondern ein Werkzeug zur Unterstützung bei funktionalen Aufgaben

Optimale Ergebnisse werden erzielt, wenn der/die Orthopädiemechaniker:in und der/die Therapeut:in eng mit den Anwender:innen zusammenarbeiten.

Myo-Testverfahren
Elektrodenpositionen
Die Identifizierung der verfügbaren Elektrodenpositionen ist erforderlich, um die Fähigkeit der Anwender:innen zur Kontrolle der i-Digits-Prothese zu beurteilen.

Es gibt 3 mögliche Myo-Stellen im Handbereich:

  • Thenargruppe: Stell Dir vor, Du beugst oder adduzierst den Daumen. Diese Muskelgruppe ist nicht geeignet, wenn der Daumen der Anwender:in intakt ist.
  • Hypothenarmuskulatur: Palmarer Aspekt – stell Dir vor, Du beugst den kleinen Finger. Lateraler Aspekt - Stell Dir vor, Du abduzierst den kleinen Finger.
  • Dorsal (M. interossei dorsales): Stell Dir vor, Du beugst, streckst oder adduzierst die Finger.

Wenn Anwender:innen Fingerstümpfe haben, die sie bewegen können, können Force Sensing Resistors (FSRs) zur Kontrolle verwendet werden. Wenn keine Muskelaktivität im Handbereich vorhanden ist, können alternativ die Muskeln im Unterarm verwendet werden, die denen ähnlich sind, die bei fehlender Extremität auf transradialer Höhe verwendet werden.

Myo-Tests
Gründliche Myo-Tests identifizieren den optimalen Kontrolltyp und Muskelort.

Myo-Test Thenarmuskulatur. 

Myo-Test Hypothenarmuskulatur. 

Überprüfung der separaten Kontrolle der Muskelsignale Öffnen und Schließen.

Sicherstellen, dass bei Bewegungen der betroffenen Hand keine versehentlichen Signale erzeugt werden.

Eine detaillierte Vorgehensweise zur Durchführung von Myo-Tests und Trainings finden Sie unter „Myo-Tests” im Abschnitt „Ressourcen“.

Erstellen von Abformungen
Abformung erstellen
Eine genaue Abformung des Stumpfes ist unerlässlich, um einen angenehmen und gut angepassten Schaft herzustellen.

Nehmen Sie die Abformung des gesamten betroffenen Arms bis zum Ellbogen, um die vollständige Ausrichtung während der Fertigung nachvollziehen zu können.

Die Abformung wird zur Fertigung eines positiven Gipsmodells verwendet, das für die Herstellung des Silikonschafts extrem glatt und trocken sein muss.

Vorbereitung

  • Vaseline auf Hand und Arm auftragen
  • Anwender:in soll den Arm parallel zu einem Tisch ausstrecken
  • Das Handgelenk muss sich in einer neutralen Position befinden
  • Die verbliebenen Finger sollen in einer Position gehalten werden, in der sie in Verbindung mit den Fingern der i-Digits arbeiten können (d. h. sicherstellen, dass Opposition erreicht werden kann)

Hinweis: Darauf achten, dass das Silikon nicht mit Kleidung in Berührung kommt

Anmischen von Abformmaterial

  • Silikon gründlich umrühren
  • 1/2 bis 2/3 Flasche Härtungsmittel pro 1-Pfund-Dose Abdruckmaterial verwenden und gut vermischen.
    Hinweis: Wenn das Material vor Gebrauch 24 Stunden lang gekühlt wurde ist 2/3 der Flasche zu verwenden
  • Sicherstellen, dass eine zweite Dose verfügbar und zum Mischen bereit ist
  • Die Aushärtungszeit variiert je nach Temperatur und Härtungsmittelmenge (ca. 2–3 Minuten)

Material auftragen

  • Beginnen, das angemischte Silikon über Hand und Arm zu gießen; die Anwenderin/den Anwender ihren/seinen Arm drehen lassen und über die andere Seite gießen
  • Heruntergetropftes Silikon aufnehmen und erneut auftragen, bis das Silikon auszuhärten beginnt
  • Sicherstellen, dass Silikon zwischen jedem verbliebenen Finger und Daumen aufgetragen wird
  • Sobald das Abformmaterial auszuhärten beginnt, den/die Anwender:in bitten, seinen/ihren Arm entspannt an der Seite hängen zu lassen
  • Sicherstellen, dass Anwender den Stumpf ihrer betroffenen Seite nicht aus der optimalen Position bewegen

Abformung abnehmen

  • Wenn das Silikon vollständig ausgehärtet ist, Abformung abnehmen
  • Zunächst um die proximale Kante lösen
  • Anwender:in anweisen, die Finger oder das Handgelenk vorsichtig zu bewegen, damit Luft in die Abformung eindringen kann
  • Abformung zum Entfernen nach unten ziehen
  • Das Silikon kann eingerissen werden, bis der/die Anwender:in die Negativform verlassen kann. Abformung nicht einschneiden (ein Riss ist einfacher zu reparieren als ein Schnitt).
  • Nach dem Entfernen die Innenseite der Abformung auf vollständige und gleichmäßige Materialstärke der Abformung überprüfen
Modellierung des Positivmodells
Die Modellierung erfolgt am Positivmodell, um einen bequemen und sicheren Sitz zu gewährleisten.

Abformung mit Gips füllen.

Minimale Korrekturen sind erforderlich.

  • Sanft glätten, um Details zu entfernen
  • Tiefe Falten der Hand füllen
  • Leichte Reduzierung im Handgelenksbereich
  • Über besonders empfindlichen oder knöchernen Bereiche Entlastungszonen aufbauen

Die Fabrikation eines Silikonschaftes erfordert einen extrem glatten Positivgipsabdruck.