Elkes Leben mit Prothese


“Ohne ein Ziel, kann man auch nirgends ankommen! Und alles hat immer auch Chancen! So kann man oft viel mehr erreichen, als man vorher denkt!”

Elke

„Oh ja, ich habe sogar ein sehr besonderes Ziel! 2024 will ich bei den Paralympics in Paris 2024 an den Start gehen! Meine Startklasse (PTS4 Women, Paratriathlon) ist paralympisch geworden! In der letzten Saison habe ich die Qualifikation für Tokyo um einen Platz verpasst, allerdings musste ich hier mit der leichteren Behinderungsklasse antreten. Nun habe ich realistische Chancen – sogar auf eine Medaille!“, berichtet Elke van Engelen freudig. Die 56-Jährige lebt und trainiert mit ihrem genauso sportvernarrten Mann und Trainer in Bad Bentheim, nahe der holländischen Grenze. Neben ihrer Arbeit trainiert sie 12 bis 15 Stunden in der Woche. „Das braucht eine gute Struktur, und so können wir unsere knappe Freizeit mit einer gemeinsamen Leidenschaft doch zusammen verbringen. Es ist schon manchmal eine Herausforderung, sich jeden morgen früh vor der Arbeit für die erste Trainingseinheit zu motivieren. Zusammen macht es sowieso viel mehr Spaß.“ 2019 nahm Elke erfolgreich am IRONMAN World Championship auf Hawaii teil – mit Prothese.

Die Amputation ihres linken Unterschenkels erfolgte damals aufgrund eines Tumors im oberen Sprunggelenk. „Ich hatte gerade meine erste Langdistanz gefinished. Diese Diagnose passte da überhaupt nicht in unseren Lebensplan – passt natürlich nie. Im Krankenhaus dachte ich mir dann: ‚Schließlich bist du ein Ironman, irgendwas wirst du daraus schon machen!‘ Damals hatte ich überhaupt gar keine Ahnung, was auf mich zukommen würde, und an Sport habe ich zu diesem Zeitpunkt gar nicht gedacht.“

Hauptberuflich hat Elke van Engelen auch mit Prothesen zu tun: Zahnprothesen. Ihren Beruf als Zahnärztin kann sie durch angepasste Praxiszeiten aber gut mit dem hohen Trainingspensum vereinbaren. „Ich brauche drei Monate nach der Amputation, um wieder halbwegs belastbar zu sein, solange müsst ihr durchhalten.“ So verabschiedete sie sich in ihrer Praxis und versicherte, dann wieder da zu sein. „Hat auch geklappt“, lacht sie. Daran kann man erkennen, wie ambitioniert Elke ist, nicht nur im Sport.

„Es könnte schon sein, dass ich den einen oder anderen mit dieser Einstellung auch mal etwas überfordert habe, besonders anfangs. Jeder musste schließlich erst mal lernen, mit der neuen Situation umzugehen.“ Schritt für Schritt fanden wir gemeinsam Lösungen, die mir schnell auch den Weg in den Sport wieder möglich machten.

Früher war für Elke oft der Weg das Ziel. Durch den Sport hat sie aber auch gelernt, dass eine konkrete Zielsetzung sehr wichtig ist. „Ohne ein Ziel, kann man auch nirgends ankommen! Und alles hat immer auch Chancen! So kann man oft viel mehr erreichen, als man vorher denkt!“ Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass Elke überhaupt wieder in den Triathlonsport finden könnte? Heute steht sie bei internationalen Wettkämpfen auf dem Podium! Und trainiert für die Paralympischen Spiele!

Ihren Techniker, der damals die Versorgung im Uniklinikum Münster nach der Amputation durchführte, hat sie immer noch. „Die Zusammenarbeit mit Ludger ist ein Geschenk! Es gibt so viele Details, die in diesem Sport bedacht werden müssen, zusammen finden wir immer Verbesserungen und Lösungen für meine Probleme. Das macht viel Freude, und fast wie nebenbei hat er sich so viel Wissen auf dem Gebiet der Sportprothetik angeeignet. Wir schauen gemeinsam, wo die Grenzen sind – und ob man die nicht doch verschieben kann. Ich habe da totales Vertrauen in seine Arbeit und die Auswahl der Prothesen. Alle Prothesenfüße, die ich laufe, sind von Össur – sowohl im Alltag als auch im Sport. Die passen genau zu dem, was ich brauche. Es ist perfekt für mich. Ich schau schon, was die anderen so tragen, um von ihren Erfahrungen zu lernen, würde in diesem Thema aber nicht wechseln“, resümiert die humorvolle Sportlerin.

Mit anderen Menschen, die vorankommen wollen, ins Gespräch zu kommen, bereitet Elke viel Freude. „Ich freue mich, andere zu inspirieren – ihnen Mut zu machen, weiter ihren Weg zu gehen und immer am Ball zu bleiben. Das Bein ist ab – daran lässt sich nichts ändern. Es macht aber einen großen Unterschied, was und wie man denkt! Nur wenn ich positiv denke, ist da Raum, um etwas zu bewirken!“  

Was Elke verwendet

Beim Sport verwendet sie den Flex-Run.