Schwangerschaft und Beinprothese – eine besondere Herausforderung?
Als Kathi erfuhr, dass sie schwanger ist, war sie überwältigt vor Freude. Eine Schwangerschaft bringt für jede Frau große Veränderungen mit sich, doch für die 28-Jährige stellt sie eine ganz besondere Herausforderung dar. Seit einer Krebserkrankung ist Kathi oberschenkelamputiert und trägt eine Beinprothese.
Als Kathi erfuhr, dass sie schwanger ist, war sie überwältigt vor Freude. Eine Schwangerschaft bringt für jede Frau große Veränderungen mit sich, doch für die 28-Jährige stellt sie eine ganz besondere Herausforderung dar. Seit einer Krebserkrankung ist Kathi oberschenkelamputiert und trägt eine Beinprothese.
Medizinische Versorgung und Veränderungen
Da Kathi nach ihrer Amputation eine akute Thrombose erlitten hat und das Thromboserisiko in der Schwangerschaft generell erhöht ist, besteht für sie ein besonders hohes Risiko.
„Grundsätzlich fühle ich mich aber seit Beginn der Schwangerschaft sehr gut! Keine Übelkeit, keine Wassereinlagerungen. Mein Techniker und ich hatten fest damit gerechnet, dass wir mindestens drei neue Schäfte brauchen und ständig nachjustieren müssen. Aber das Gegenteil ist der Fall! Beim letzten Termin hat er sogar Pads in meinen Schaft geklebt, weil ich das Gefühl hatte, zu rutschen. Meine Frauenärztin hat mich gewogen – ich habe gerade wieder ein Kilo abgenommen. Verrückt!“
Eine auffällige Veränderung während Kathis Schwangerschaft sind verstärkte Phantomschmerzen. Sie bleiben zwar erträglich, äußern sich aber durch ein fast endloses Kribbeln.
Kompression und Bewegung als Schlüssel
Um einer erneuten Thrombose vorzubeugen, trägt Kathi nachts einen Kompressionsstrumpf am Stumpf. Einen solchen nutzt sie auch tagsüber am anderen Bein, wenn sie längere Zeit sitzen muss.
Trotz Schwangerschaft bleibt sie sportlich aktiv und geht noch eineinhalb Monate vor dem Geburtstermin ins Fitnessstudio. „Ich brauche den Sport, der tut mir gut. Und das Gefühl danach ist natürlich auch immer super! Früher war ich viermal die Woche im Fitnessstudio, jetzt noch zweimal. Ich hatte mich natürlich vorher erkundigt: Bis zur zwölften Schwangerschaftswoche kann man normal trainieren, danach muss das Training angepasst werden. Die Mitarbeitenden im Studio haben mir geholfen, meinen Plan umzustellen. Ich mache nun vor allem Ganzkörpertraining und gezielte Übungen für den Rücken, damit er das Gewicht vorne ausgleichen kann. Grundsätzlich soll ich auf meinen Blutdruck achten und das Kardiotraining nicht übertreiben.“
Arzttermine und Alltagsentspannung
Neben den regelmäßigen Arztbesuchen und dem Geburtsvorbereitungskurs bleibt auch Raum für eine entspannte Kaffeepause mit Freundinnen nach dem Sport – etwas, was Kathi sehr genießt.
„Die Klinik hätte ein Gespräch mit der Hebamme zur Vorbereitung als ausreichend erachtet, aber meine Frauenärztin hat aufgrund meiner Vorgeschichte auf ein ärztliches Gespräch bestanden – sicher ist sicher, sagt sie. Ich war jetzt auch mehrfach beim Venenspezialisten, um sicherzustellen, dass alles in Ordnung ist. Wegen der früheren Thrombose sind natürlich alle vorsichtig. Ich soll mich ausreichend bewegen – aber das tue ich ja ohnehin!“
Mit Prothese in den Kreissaal?
Bei dem Termin für die Geburtsplanung konnten viele bis dahin noch offene Fragen geklärt werden. So kann und darf Kathi ihre Beinprothese zum Beispiel auch im Kreissaal tragen, um dort auch mobil zu bleiben. Mit Ausnahme einer Wassergeburt, die für Kathi aufgrund ihrer Prothese nicht empfohlen wird – da sie im Notfall die Wanne nicht schnell genug verlassen könnte –, stellen andere Geburtspositionen kein Problem dar. Das geburtshilfliche Personal wird zudem darauf achten, dass die Prothese während der Geburt möglichst sauber bleibt und keine Schäden erleidet. Sollte dennoch etwas beschädigt werden, steht Kathis Orthopädietechniker auf Abruf bereit, um mit Ersatzteilen schnell Unterstützung leisten zu können.
Mit Gelassenheit in die Zukunft
Zweifel, ob sie aufgrund ihrer Amputation gut für ihr Kind sorgen kann, hatte Kathi nie. Nur kurz vor dem Geburtsvorbereitungskurs kamen plötzlich Gedanken auf: „Ich hatte etwas Bange, was die anderen wohl denken würden – vielleicht so etwas wie: ‚Sie ist schon beeinträchtigt und dann noch ein Kind?‘ Das kenne ich so gar nicht von mir! Ich trage meine Prothese normalerweise sehr selbstbewusst, und mir ist egal, was andere denken. Doch in diesem Moment überraschenderweise nicht. Aber alle waren supernett und sympathisch. In der zweiten Stunde hat mal jemand gefragt, wie so ein Kniegelenk funktioniert. Das war freundlich gemeint, und ich habe gern Auskunft gegeben. Ich habe mir also völlig umsonst Sorgen gemacht.“
Nach einer Haushaltshilfe für die Zeit nach der Geburt hat sich Kathi noch nicht erkundigt. Ihre Eltern und die Schwiegereltern wohnen in der Nähe, zudem nimmt sich ihr Partner einen Monat Elternzeit, um Kathi nach der Entbindung im Wochenbett bestmöglich zu unterstützen. „Wir sind gut aufgestellt, alle freuen sich – da kann nichts mehr schiefgehen!“